Wesentliche Neuerungen durch die 2. Aktualisierung der S3-Leitlinie zur Früherkennung, Diagnose und Therapie des Prostatakarzinoms

Prof. Dr. med. Dr. h.c. Manfred Wirth

Direktor der Klinik und Poliklinik für Urologie, Universitätsklinikum Dresden
Facharzt für Urologie
Zusatzbezeichnungen: Spezielle Urologische Chirurgie, Andrologie, Medikamentöse Tumortherapie

Universitätsklinikum Carl Gustav Carus Dresden
Fetscherstr. 74
01307 Dresden

Einleitung

Zum Oktober 2014 wurde die 2. Aktualisierung der interdisziplinären Leitlinie der Qualität S3 zur Früherkennung, Diagnose und Therapie der verschiedenen Stadien des Prostatakarzinoms veröffentlicht.1

Für die überarbeitete Version der S3-Leitlinie wurden 8 Themenkomplexe komplett überarbeitet und aktualisiert. Zu diesen zählten beispielsweise der Altersbeginn der Früherkennung, der Stellenwert immunhistochemischer Zusatzuntersuchungen oder die Systemtherapie des kastrationsresistenten Prostatakarzinoms.

Zusätzlich wurden mit dem Stellenwert der Komorbiditätsklassifikation bezüglich der Therapieentscheidung beim frühen Prostatakarzinom und dem geriatrischen Assessment vor Chemotherapie zwei komplett neue Themen in die Leitlinien aufgenommen.

Neuerungen in der 2. Aktualisierung

Im Folgenden finden Sie die wichtigsten Neuerungen der S3-Leitlinie in ihrer aktuell gültigen Version 3.1 übersichtlich zusammengefasst:

  1. Die PSA-gestützte Früherkennung wird in der aktualisierten Leitlinie erst ab dem 45. Lebensjahr empfohlen (bei Risikopatienten 5 Jahre früher; die bisherige Empfehlung lautete generell ab dem 40. Lebensjahr).

    siehe Seite 32 [Link: http://www.awmf.org/uploads/tx_szleitlinien/043-022OLl_S3_Prostatakarzinom_2014-12.pdf#page=32&zoom=auto,13,588]

  2. Eine weitere Neuerung ist die Einfügung des Wortes „prinzipiell“ in die „soll“-Empfehlung zur Patienteninformation über die Prostatakarzinom-Früherkennung. Diese Änderung trägt den Bedenken des Vertreters der Allgemeinmediziner Rechnung, der anmerkte, dass es im hausärztlichen Versorgungsalltag Situationen geben kann (beispielsweise eine akute Depression), die eine Diskussion einer Krebsfrüherkennung zu diesem Zeitpunkt nicht angezeigt erscheinen lassen.

    siehe Seite 32 [Link: http://www.awmf.org/uploads/tx_szleitlinien/043-022OLl_S3_Prostatakarzinom_2014-12.pdf#page=32&zoom=auto,-82,574]

  3. Die digital-rektale Palpation als Früherkennungsuntersuchung wurde von einer Standardmaßnahme („soll“) auf eine „sollte“-Empfehlung, also eine Option, abgemildert.

    siehe Seite 33 [Link: http://www.awmf.org/uploads/tx_szleitlinien/043-022OLl_S3_Prostatakarzinom_2014-12.pdf#page=33&zoom=auto,-52,546]

  4. Bei jüngeren Patienten kann individuell eine Prostatabiopsie auch schon bei PSA-Werten unter 4 ng/ml empfohlen werden.

    siehe Seite 34 [Link: http://www.awmf.org/uploads/tx_szleitlinien/043-022OLl_S3_Prostatakarzinom_2014-12.pdf#page=34&zoom=auto,-82,326]

  5. Im Rahmen der Rezidivdiagnostik nach Strahlentherapie soll keine PET/CT-Diagnostik erfolgen, wenn das PSA nicht mindestens 2 ng/ml ist.

    siehe Seite 58 [Link: http://www.awmf.org/uploads/tx_szleitlinien/043-022OLl_S3_Prostatakarzinom_2014-12.pdf#page=58&zoom=auto,-82,586]

  6. Immunhistochemische Untersuchungen sollen nicht erfolgen, wenn die Diagnose Prostatakarzinom auch konventionell-histologisch sicher zu stellen oder auszuschließen ist.

    siehe Seite 64 [Link: http://www.awmf.org/uploads/tx_szleitlinien/043-022OLl_S3_Prostatakarzinom_2014-12.pdf#page=64&zoom=auto,-33,318]

  7. Die Indikation für eine aktive Überwachung wurde auf die inzidentellen Prostatakarzinome (Stadien cT1a und cT1b) ausgeweitet.

    siehe Seite 47 [Link: http://www.awmf.org/uploads/tx_szleitlinien/043-022OLl_S3_Prostatakarzinom_2014-12.pdf#page=85&zoom=auto,-82,536]

  8. Patienten mit einem Gleason-Score 7a (3+4), die eine aktive Überwachung wünschen, können in Studien eingeschlossen werden, eine Routineanwendung wird weiterhin nicht empfohlen.

    siehe Seite 92 [Link: http://www.awmf.org/uploads/tx_szleitlinien/043-022OLl_S3_Prostatakarzinom_2014-12.pdf#page=92&zoom=auto,-82,631]

  9. Charlson-Score und ASA-Klassifikation können als Komorbiditätsklassifikationen zur Entscheidungsfindung im Hinblick auf Früherkennung, Diagnostik und Therapie des Prostatakarzinoms herangezogen werden.

    siehe Seite 78 [Link: http://www.awmf.org/uploads/tx_szleitlinien/043-022OLl_S3_Prostatakarzinom_2014-12.pdf#page=78&zoom=auto,-82,356]

  10. Beim kastrationsresistenten Prostatakarzinom werden als Optionen zur Erstlinientherapie zusätzlich Abirateron und Sipuleucel-T aufgeführt.

    siehe Seite 179 [Link: http://www.awmf.org/uploads/tx_szleitlinien/043-022OLl_S3_Prostatakarzinom_2014-12.pdf#page=179&zoom=auto,13,511]
    und Seite 180 [Link: http://www.awmf.org/uploads/tx_szleitlinien/043-022OLl_S3_Prostatakarzinom_2014-12.pdf#page=180&zoom=auto,13,778]

  11. Radium-223 ist bei Patienten mit ossär metastasiertem kastrationsresistentem Tumor eine Option.

    siehe Seite 184 [Link: http://www.awmf.org/uploads/tx_szleitlinien/043-022OLl_S3_Prostatakarzinom_2014-12.pdf#page=184&zoom=auto,-74,784]

  12. Enzalutamid kann in der Zweitlinientherapie des kastrationsresistenten Prostatakarzinoms eingesetzt werden.

    siehe Seite 188 [Link: http://www.awmf.org/uploads/tx_szleitlinien/043-022OLl_S3_Prostatakarzinom_2014-12.pdf#page=188&zoom=auto,-74,788]

(1)   AWMF/DKG/Deutsche Krebshilfe. Interdisziplinäre Leitlinie der Qualität S3 zur Früherkennung, Diagnose und Therapie der verschiedenen Stadien des Prostatakarzinoms. Leitlinienprogramm Onkologie | S3-Leitlinie Prostatakarzinom | Version 3.1 | 2. Aktualisierung | Oktober 2014. AWMF-Register-Nummer 043/022OL Avaliable from: http://www.awmf.org/uploads/tx_szleitlinien/043-022OLl_S3_Prostatakarzinom_2014-12.pdf