Casus, palliative Hormontherapie, Herr S.W., 67 Jahre
Dr. med. Alexander Rentschler
Facharzt für Urologie
Zusatzbezeichnungen: Andrologie,
Medikamentöse Tumortherapie
Gemeinschaftspraxis für Urologie
Drs. Linné und Rentschler
Georg-Nerlich-Str. 2
01307 Dresden
Einleitung
Vorgestellt wird hier ein Fall aus der Praxis, welcher die Einsatzmöglichkeiten von Degarelix in der palliativen Hormontherapie exemplarisch darstellt.
Anamnese
Die initiale stationäre Aufnahme im angeschlossenen Krankenhaus St. Joseph-Stift in Dresden am 19.08.2015 erfolgte bei symptomatischer Anämie zur stationären Diagnostik. Primär auffällig war ein CRP-Wert von 200 mg/l und eine erhöhte Blutsenkungsgeschwindigkeit > 110 sowie ein Gewichtsverlust von 15 kg innerhalb eines Jahres mit begleitender B-Symptomatik. Die weitere Diagnostik ergab insbesondere einen PSA-Wert von 1,723 ng/ml so dass eine konsiliarische urologische Vorstellung in unserer Praxis erfolgte.
Bei hochgradigem Verdacht auf das Vorliegen eines multifokal metastasierten cT4 Prostatakarzinoms erfolgte am 24.08.2015 eine Prostatabiopsie, welche histologisch in allen 12 entnommenen Zylindern ein high-risk Prostatakarzinom Gleason-Score 9 (5+4) nachwies. Die weiterführende bildgebende Diagnostik mittels CT Thorax und Abdomen vom 27.08.2015 zeigte eine multiple ossäre Metastasierung in den Wirbelkörpern und den Verdacht auf eine ausgedehnte Lymphknoten-Metastasierung im kleinen Becken. Die Skelettszintigraphie vom 31.08.2015 ergab den Nachweis einer generalisierten ossären Metastasierung im Sinne eines Super-Bone-Scans (Os sacrum, ISG bds, rechter Femur und Humerus bds. sowie in fast allen Rippenknochen und Wirbelkörpern der BWS und LWS).
Verlauf
Nach sofortigem Beginn einer maximalen Androgenblockade am 01.09.2015 mit Degarelix/Bicalutamid 50 bei high-risk Tumor zeigte sich im weiteren Verlauf ein exzellentes PSA-Ansprechen mit Testosteronwerten um 0,1 – 0,2 nmol/l im niedrigen Kastrationsbereich. Der PSA-Nadir betrug 12/2015 minimal 4,21 ng/ml und dokumentierte ein initial exzellentes Ansprechen auf die maximale Androgenblockade mit Regredienz der Symptomatik. Eine Chemotherapie nach CHAARTED-Studie lehnte der Patient ab. Bei erneutem PSA-Anstieg und Vorliegen einer Kastrationsresistenz mit Symptomatik im Sinne von ossären Beschwerden erfolgte die Einleitung einer Therapie mit Enzalutamid (XTANDI) unter Beibehaltung des LHRH Antagonisten und vollständig regredienter Beschwerdesymptomatik. Eine Chemotherapie lehnt der Patient gegenwärtig weiterhin ab.
Fazit
Bei „high Volume“ Prostatakarzinomen mit hoher Tumorlast ist ein sofortiges Absenken der Testosteronwerte mit einem LHRH-Antagonisten unterhalb des Kastrationsniveaus zur schnellen Behandlung und Linderung der Tumorsymptomatik aus unserer onkologischen Erfahrung empfehlenswert und insbesondere in Kombination mit einer systemischen oralen oder intravenösen Therapie auch im Praxisalltag gut praktikabel.