Rückblick UroClub 2019 | 08.-09.02.2019
Congress Center Rosengarten Mannheim
Zum fünften Mal fand der UroClub am 8. und 9. Februar 2019 im Congress Center Rosengarten in Mannheim statt: eine in dieser Form einzigartige Veranstaltung in Europa. „Das ganz besondere hier ist, dass wir aus drei großen Kliniken Deutschlands Operationen übertragen, welche innovative Eingriffe in der Urologie darstellen“, sagt Prof. Maurice Stephan Michel, Direktor der Klinik für Urologie am Universitätsklinikum Mannheim und fügt hinzu, dass diese Live-Chirurgie-Situationen ethisch ohne jeden Zweifel und für den Patienten sicher sind. Das Feedback der Besucher war fast durchweg positiv: 88 % der Besucher bewerteten die Veranstaltung mit der Note 1, die Note 2 vergaben 11 %.
Live-OP-Übertragungen und Diskussionsrunden
Der diesjährige UroClub zählte insgesamt 252 Besucher, davon 184 Ärzte, 10 Referenten und 58 Mitarbeiter, darunter Sponsoren und Journalisten. Die Live-Operationsübertragungen fanden am ersten Kongresstag statt. Insgesamt wurden 25 Operationen aus 8 Operationssälen live übertragen. Dabei konnte das Publikum den Chirurgen Fragen stellen, welche von den Experten beantwortet wurden. Die operativen Eingriffe erfolgten laparoskopisch oder roboterassistiert mit dem daVinci-Operationssystem. Die Operationen sowie das Befinden der Patienten wurden anschließend am zweiten Kongresstag diskutiert. An diesem Tag fand auch eine Diskussionsrunde im Talkshowformat statt, deren Fokus auf der Behandlung des Prostatakarzinoms lag. Es wurden dabei zwei Fallbeispiele vorgestellt, wobei die diskutierenden Experten unterschiedliche Therapievorschläge vertraten.
Therapie eines metastasierten Prostatakarzinoms
Der erste Fall handelte von einem 61-jährigen Patienten mit metastasiertem Prostatakarzinom, wobei die Therapiemöglichkeiten Androgendeprivationstherapie mit kombinierter Chemotherapie, Abirateron mit Prednison plus Androgendeprivationstherapie und radikale Prostatektomie plus stereotaktische Strahlentherapie zur Auswahl standen.
Der zweite Fall war ein 79-jähriger Mann mit metastasiertem Prostatakarzinom und kardiovaskulärem Risiko nach Myokardinfarkt. Das Publikum konnte bei beiden Fallbeispielen jeweils für eine Behandlungsoption abstimmen. Die Abstimmung fiel beim 61-jährigen Patienten auf eine Kombinationstherapie mit Androgendeprivation und Chemotherapie sowie eine radikale Prostatektomie und eine stereotaktische Bestrahlung der Metastasen. Beim 79-jährigen Mann fiel die Wahl auf eine Androgendeprivatonstherapie mit dem GnRH-Antagonisten Degarelix.
Nykturie – ein weit verbreitetes und kostspieliges Problem
Nebst Tumoren waren auch andere urologische Erkrankungen ein wichtiges Thema – so zum Beispiel die sogenannte Nykturie. Sie wird definiert als „ein Symptom, das die Person in der Nacht aufstehen lässt, um die Harnblase zu entleeren“, erklärte Prof. Matthias Oelke, Urologe am St. Antonius Hospital in Gronau. Prof. Oelke betonte dabei, dass es sich bei der Nykturie um ein unterschätztes Problem handele. „Die Nykturie ist erschreckend häufig“, gab Prof. Oelke zu bedenken. In Deutschland leiden 5,8 Millionen Menschen unter einer klinisch bedeutsamen Nykturie. Diese wird definiert ab zwei Miktionen pro Nacht, wobei der Schlaf des Patienten durch die Miktion unterbrochen wird. Vor allem Menschen ab 50 Jahren sind betroffen. „Mit der Nykturie geht auch der Leidensdruck nach oben und die Lebensqualität nach unten“, so Prof. Oelke. Denn: Durch den gestörten und unzureichenden Schlaf, der mit der Nykturie einhergeht, kommt es bei den Betroffenen zu Leistungseinbußen im Alltag, Tagesmüdigkeit, verstärkten Appetit und somit Adipositas oder auch zu Depressionen. Bei älteren Menschen besteht außerdem eine erhöhte Gefahr von Stürzen. Die Gesundheitskosten, welche von Nykturie verursacht werden, belaufen sich in den USA auf 65 Milliarden Dollar pro Jahr, in der Europäischen Union auf 29 Milliarden Euro pro Jahr.